Robert Kaiser, Theorie-Praxis-Labor, 7.11.2000
zu: Jürgen Habermas, aus: "Theorie des kommunikativen Handelns" Band 1, 1988, suhrkamp

Rationalität

Das Wort "Rationalität" stammt vom lateinischen ratio, -onis f. "Vernunft" ab.

Die Frage "Was ist rational (vernünftig)?" kann nur über zwei Schritte beantortet werden: Erstens muß festgestellt werden, was überhaupt die Eigenschaften "rational" oder "irrational" tragen kann, dann kann erst bestimmt werden, unter welchen Bedingungen eine dieser Eingenschaften zugewiesen werden kann.

Erstere Frage kann folgendermaßen beantwortet werden:

Um als rational zu gelten, müssen Aussagen/Handlungen folgende Eigenschaften haben:

Alle argumentativen Gespräche, auch die gesamte Unterrichtssituation ist zu diesen zu zählen, sollten aus rationalen Argumenten aufgebaut werden, da der Gesprächspartner (beim Lehrer meist die Schüler) sonst dem Gespräch nicht folgen kann, da er die Argumente nicht versteht.

In diesem Zusammenhang sind die möglichen Argumentationstypen interessant, mit denen diese Gespräche aufgebaut werden können, und welcher Art jene kontroversen Argumente sein können, die im Gespräch einen Geltungsanspruch erheben, und über die / mit denen diskutiert werden kann:

Argumentationsform Äußerungstyp kontroverse Geltungsansprüche
theoretischer Diskurs kognitiv-instrumentell Wahrheit von Behauptungen; Wirksamkeit zielgerichteter Handlungen
praktischer Diskurs moralisch-praktisch (moralische) Richtigkeit von Handlungsnormen
ästhetische Kritik evaluativ Angemessenheit von (persönlichen) Wertstandards
therapeutische Kritik expressiv Wahrhaftigkeit von Expressionen, eigenen Erlebnissen
explikativer Diskurs explikativ Verständlichkeit/Wohlgeformtheit von Kommunikationsmitteln

Ein erfolgreiches Gespräch, besonders die ideale Gesprächssituation, muss mit rationalen Argumenten aufgebaut werden, also solchen, die derart begründet werden können, dass sie von den anderen Gesprächsteilnehmern nachvollzogen werden können.

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